Wenn ein Mensch stirbt, hört seine Atmung auf und sein Herz hört auf zu schlagen. Was in diesen letzten Momenten im Kopf passiert, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Die Frage, was nach dem Tod geschieht, hat die Menschheit schon immer interessiert. Viele Menschen, die den klinischen Tod bereits hinter sich haben, aber wiederbelebt werden konnten, haben über ihre Erfahrungen in diesem kritischen Moment gesprochen. Auffallend ist, dass diese Erfahrungen einander sehr ähnlich sind. Sie berichten, dass viele Patienten eine Leichtigkeit und die Abwesenheit von Schmerz oder sogar Euphorie verspüren; manche dachten sogar, sie hätten ihren Körper verlassen.
Andere sagen, sie seien durch einen Tunnel gegangen, an dessen Ende ein helles Licht stand. Für einige zog ihr ganzes Leben vor ihren Augen vorbei.
Was passiert eigentlich, wenn ein Mensch stirbt?
Wissenschaftler der NYU Langone School of Medicine haben untersucht, was nach dem Tod geschieht und ob das Bewusstsein weiter funktioniert. Sie untersuchten zehn Jahre lang Patienten aus Europa und den Vereinigten Staaten, die an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben waren. Anders als bei einem Herzinfarkt hört das Herz in diesem Fall sofort auf zu schlagen.
Dr. Sam Parnia, der Leiter der Studie, erklärte in der amerikanischen Fachzeitschrift LiveScience, dass der Prozess, bei dem Reflexe wie der Würgereflex oder der Pupillenreflex ausfallen, noch Stunden nach dem Herzstillstand andauern kann, so wie auch die Gehirnzellen allmählich absterben.
Das bedeutet, dass das Bewusstsein auch dann noch funktioniert, wenn wir eigentlich schon tot sind.
Der Tod ist also kein schnelles Ende, sondern ein Prozess, bei dem der Körper verschiedene Phasen durchläuft, sagen Neurobiologen und Hirnforscher. Wenn das Herz aufhört zu schlagen, hört die Blutzufuhr zu den Organen auf. Das bedeutet, dass die Körperzellen nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, und die Organe beginnen nach und nach abzusterben.
Das Gehirn spielt in diesem Prozess eine entscheidende Rolle, da es große Mengen an Sauerstoff und Zuckermolekülen benötigt, um richtig zu funktionieren.
Als Sitz des Bewusstseins hat die Großhirnrinde den höchsten Energiebedarf. Wenn das Herz aufhört, Blut durch den Körper zu pumpen, wird die Versorgung des Gehirns gestört, und die Großhirnrinde ist als erstes betroffen. Dies kann zu Bewusstseinsveränderungen, Halluzinationen oder Wahrnehmungsstörungen und schließlich zum Bewusstseinsverlust führen.
Die Folgen für einzelne Hirnareale, die an der Hirnrinde liegen, sind gefährlich. Der Scheitellappen ist zum Beispiel für die Bestimmung der Lage unseres Körpers im Raum verantwortlich. Ist dieser Bereich des Gehirns geschädigt, ist unsere Wahrnehmung beeinträchtigt – wir können zum Beispiel ein Gefühl des Schwebens oder sogar der Schwerelosigkeit erleben.
Auch eine unzureichende Ernährung der unteren und inneren Schläfenregion kann zu schweren Folgen führen. Der Patient sieht plötzlich Bilder, hört Töne oder Musik oder erlebt Euphorie.
Der Speicher unseres Gedächtnisses befindet sich ebenfalls in der Großhirnrinde. Der Hippocampus ist für die Speicherung und das Abrufen von Eindrücken zuständig und reagiert empfindlich auf Sauerstoffmangel.
Sauerstoffmangel im Gehirn kann auch zu einer verlangsamten Übertragung von Signalen führen. Sinneseindrücke können nicht mehr adäquat verarbeitet werden. Beispiel: Sehen: Unkontrollierte Signale der Sehzellen werden vom Gehirn als weißer Fleck wahrgenommen, und wenn sich die Zellen nach dem Stillstand des Auges auf die Mitte des Gesichtsfeldes konzentrieren, sieht die Person einen weißen Kreis, der zur Mitte hin immer heller wird. Die Tunnel Wahrnehmung bei einigen Überlebenden des Todes kann so erklärt werden.
Die Großhirnrinde stirbt schnell ab.
Sam Parnia erklärt in Life Science, dass Patienten, die als tot galten und wiederbelebt wurden, genau beschreiben konnten, was um sie herum geschah. “Sie erzählen, wie die Ärzte und Krankenschwestern gearbeitet haben, beschreiben Gespräche und nehmen visuelle Dinge wahr, die sie sonst nicht wahrgenommen hätten”, erklärt er gegenüber Science.
Wenn das Herz schließlich aufhört zu schlagen, tritt der Tod ziemlich schnell ein. Die Sauerstoffreserven des Gehirns sind minimal. Innerhalb weniger Minuten wird die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, und die Großhirnrinde beginnt abzusterben, so die Hirnforscher. Dann erlischt das Bewusstsein.
Wenn danach die Atmung und die Bewusstseins Reflexe allmählich aufhören, was bei der abschließenden standardisierten Untersuchung überprüft werden muss, erklären die Ärzte die Person für tot.