Das passiert, wenn Putin stirbt

Wladimir Putin regiert Russland seit mehr als 23 Jahren. Um einen möglichen Nachfolger gibt es Gerüchte. Ein Experte äußert sich.

Moskau – Im Jahr 2020 wurde in Russland die weitreichendste Verfassungsänderung des Landes beschlossen. Bei einem Referendum sprachen sich laut Angaben des Kreml 78 Prozent für ein neues Grundgesetz aus, das dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erlaubt, bis zu 16 Jahre, mit mehr Befugnissen als zuvor, im Amt zu bleiben.

Damit könnte Putin noch zwei Amtszeiten als Präsident begleiten, derzeit führt er seine vierte. In den Jahren 2024 und 2030 könnte er zum fünften beziehungsweise sechsten Mal kandidieren.

Wladimir Putin: Seit fast 23 Jahren der mächtigste Mann in Russland

Allerdings gibt es daran auch Zweifel: Immer wieder kursieren Gerüchte, wonach Putin krank sein soll. Zahlreiche Krankheiten wurden bereits aus der Ferne diagnostiziert: Krebs oder Parkinson beispielsweise. Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise.

Dennoch wird der russische Präsident nicht jünger: Am 7. Oktober feierte er bereits seinen 70. Geburtstag. Ungeachtet möglicher Krankheiten könnte Putin auch eine Altersschwäche ereilen. Doch was würde passieren, falls der russische Präsident im Amt verstirbt? Laut Fabian Burkhardt, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg, sind die Formalia für ein solches Szenario eindeutig geregelt. In einem Podcast des Nachrichtenportals ntv erklärte Burkhardt, dass auch dies in der russischen Verfassung niedergeschrieben sei.

Würde Putin als russischer Präsident sterben, ginge die Macht unmittelbar auf den Premierminister des Landes über: Das ist derzeit interimsweise Michail Mischustin, ein Parteiloser, der zuvor die russische Steuerbehörde leitete. Der Verfassung nach müsste Mischustin innerhalb von drei Monaten Neuwahlen in Russland veranlassen. Der Präsident ist die oberste Person im Staat, Premierminister Mischustin kommt an zweiter Stelle, an dritter Stelle Walentina Matwijenko als Vorsitzende des Föderationsrats. Die vierte Person in der Hierarchie ist der Duma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin“, erklärte Burkhardt.

Dem Forscher des Leibnitz-Institutes zufolge könnten allerdings auch weitere Verantwortliche im Kreml nach dem Amt des Interimspräsidenten streben, falls Putin sterben würde: Als Beispiel nannte er Dmitri Medwedew, zwischen den Jahren 2008 und 2012 selbst russischer Präsident.

Putin-Nachfolger: Es gibt offenbar fünf Kandidaten

Zuletzt wurden Medienberichte des US-Nachrichtenportals Politico und des russischen Exil-Mediums Meduza bekannt, wonach im Kreml längst ein Machtkampf toben soll. Demnach positionieren sich auch Ramsan Kadyrow, Anführer in Tschetschenien, und Jewgeni Prigoschin, „Putins Koch“. Die beiden Putin-Vertrauten sollen immer mehr Unterstützung in Moskau erhalten. Dafür gibt es allerdings keine Beweise.

Dass Putin keinen eindeutigen Nachfolger positioniert, ist laut Burkhardt Teil seiner Strategie. Laut einem Bericht des US-Nachrichtenportals Politico kommen allerdings fünf Männer als Putin-Kronprinz infrage, darunter Dmitri Medwedew.